Die Kerzen warfen gespenstische Schatten an die Wände. Ihr Flackern verzerrte die Statuen der Götter, die die Wände zierten, zu dämonischen Fratzen: Gehörnte, mit Schlangenstab. „Dionysos, Cernunnos...,“ wie ein Gebet rezitierte Suelmna die Namen ihrer Götter. Das gab ihr Zuversicht angesichts der hinter dem Altar zusammengekauerten, verängstigten jungen Priesterinnen. Die männlichen Priester waren hinaus gegangen, um sich an der Verteidigung der Stadt zu beteiligen und Suelmna war mit ihren drei Schülerinnen zurückgeblieben. Ihr Schluchzen unterbrach die Kampfschreie und den Klang aufeinander schlagender Waffen, der pausenlos von draußen herein drang. Wie lange würden sich die Verteidiger noch halten können?
Suelmna betrachtete die zusammengekauerten Priesterinnen hinter dem Altar. Genau wie sie trugen sie leichte, fast durchscheinende Leinengewänder, die zwar weit geschnitten waren, aber doch kaum die Nacktheit darunter verbargen. Dina, die jüngste von ihnen, kaum zur Frau erblüht, kauerte zuvorderst. Deutlich hoben sich ihre knospenden Brüste unter dem Tuch ab. Suelmna konnte sich einen Gedanken des Wohlgefallens nicht verkneifen. Was hätte aus diesem Mädchen im Dienste des Dionysos Cernunnos werden können? Wie hätte sie der Gottheit gedient auf den Feldern des Beltaine-Festes, bei dem es galt, sich und den Mann, der die Gottheit verkörperte, zu höchster Ekstase zu führen?